Vierte Campus Lecture: Gefährliche Pilze bedrohen Mensch und Umwelt
Aktuelle Themen aus der Forschung, die die Agenda des Weinberg Campus prägen und vorantreiben – das ist die Idee hinter der Veranstaltungsreihe Weinberg Campus Lecture. Am 25. November 2024 lud der Weinberg Campus e. V. zum vierten Mal dazu ein. Referent des Abends war Prof. Dr. Axel Brakhage, wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena. In seinem Vortrag eröffnete er dem Publikum eindringliche Einblicke in eine oft unterschätzte Gefahr: pathogene Pilze.
Von den geschätzten drei bis fünf Millionen Pilzarten sind der Wissenschaft nur etwa 150.000 bekannt. Diese Wissenslücke birgt große Risiken, wie Brakhage eindrucksvoll darstellte. Pilze bedrohen nicht nur einzelne Arten wie die Weißnasenfledermaus oder globale Ernten, sondern auch die Stabilität des Klimas. Ein Beispiel: Durch Pilzbefall bestimmter Baumarten entstehen erhebliche Verluste an gespeichertem CO₂ – eine direkte Auswirkung auf den Klimawandel.
Gleichzeitig begünstigten steigende Temperaturen die Ausbreitung von Pilzen im Menschen. Von den bekannten Pilzen gelten 150 als human-pathogen. Diese vergleichsweise kleine Gruppe birgt jedoch ein großes Gefahrenpotenzial. So breitet sich der invasive Hefepilz Candida auris rasant aus und ist besonders gefährlich, weil er durch Kontakt übertragen wird. Über die Hälfte der Infizierten sterben an den Folgen, vor allem immungeschwächte Menschen.
Einen weiteren Schwerpunkt legte Brakhage in seinem Vortrag auf die Erforschung von Aspergillus fumigatus, einem Schimmelpilz, der über die Luft verbreitet wird. Sein Team entdeckte ein Protein, das dem Pilz ermöglicht, den menschlichen Abwehrmechanismus zu unterwandern. Ziel sei es nun, neue Diagnose- und Therapiemethoden zu entwickeln. „Wir brauchen smarte Antibiotika“, forderte Brakhage, „und Substanzen, die das gestörte Mikrobiom nach einer Behandlung wiederherstellen.“
Nach dem einstündigen Vortrag nahm sich der Referent Zeit für die zahlreichen Fragen des begeisterten Publikums. Gerrit Georges, Lehramtsstudent für Biologie und Chemie, zeigte sich beeindruckt: „Dass Pilze einen so großen Einfluss auf den Klimawandel und die Landwirtschaft haben, war mir neu.“ Sein Kommilitone Jonas Thiele ergänzte: „Das war einer der besten Vorträge, die ich bisher gehört habe. Pilze sind noch viel vielseitiger und interessanter, als ich gedacht hätte.“
Mit diesem spannenden Abend gelang es der Weinberg Campus Lecture erneut, Wissenschaft greifbar und relevant zu machen – und den Blick auf ein global bedeutsames Thema zu lenken.